2017 / "Bezahlt wird immer!", F. Kaiser / theater carnivore / Rhein-neckar-zeitung

Szenenphoto "Bezahlt wird immer!" von Florian Kaiser
v.l.n.r. Rebekka Herl, Eric Haug, Markus Schultz

 

Theater Carnivore in Heidelberg
Auf der Wanderbühne geht’s kräftig zur Sache

Quelle: https://www.rnz.de/nachrichten

Theater Carnivore feierte in der Tiefburg Premiere mit "Bezahlt wird immer!" 

08.05.2017, 06:00 Uhr

Von Ingeborg Salomon

Die Handschuhsheimer Tiefburg ist ein lauschiger Veranstaltungsort, auch an nicht ganz so lauschigen Frühlingsabenden. Mit der Komödie "Bezahlt wird immer!" eröffnete die Wanderbühne Theater Carnivore jetzt die Saison - vor rund 200 Zuschauern, die im überdachten Innenhof und auf wärmenden Kissen zwei Stunden lang verfolgten, was der Heidelberger Regisseur Florian Kaiser da auf die ausklappbare Bühne brachte. Bis Mitte August ist die Gruppe mit dieser Komödie und dem Kinderheater-Stück "Grimms Kram" auf Tournee an der Bergstraße und in der Metropolregion.

Die Handlung ist ziemlich schlicht, das Engagement der Mitwirkenden dafür umso größer. In Anspielung auf Dario Fos Stück "Bezahlt wird nicht!" geht es in dieser modernen Commedia dell’Arte um Schein und Sein sowie um die Suche nach dem wahren Selbst gegen großes Geld. Guru, gespielt von Eric Haug, und sein Kompagnon Scarpin (Markus Schultz) betreiben in der Toskana ein "Zentrum für innere Einkehr und äußerstes Wohlbefinden".

Doch in ihrer "Konkurskasse" sind noch exakt 6,42 Euro, der Kühlschrank ist gähnend leer, und niemand will die Therapieangebote "Schöner Atmen" oder das "Bluttränenwein-Wunder" bestaunen. Deshalb kommt den beiden ausgebufften Gaunern die trostbedürftige Frau Müller - Rebekka Herl auf High Heels und mit viel Glitzerschmuck - gerade recht. Scarpin soll sie verführen, Guru will die Szene filmen und mit der Erpressung der Gnädigsten möglichst viel Geld in die Kasse spülen. Klar, dass der üble Plan krachend misslingt. Zum Schluss sind alle Akteure tot, die Bühne ein Schlachtfeld und die Zuschauer gut unterhalten.

In Florian Kaisers Inszenierung geht es sowohl mit Worten als auch mit Taten kräftig zur Sache. Das entspricht ganz dem historischen Vorbild, der klassischen Commedia dell’Arte.

Vor allem Markus Schultz als Scarpin - weiß geschminkt, völlig verschusselt und ebenso fröhlich wie verfressen - legt sich mächtig ins Zeug und hat die Sympathien der Zuschauer schnell gewonnen.

Mit dem skrupellosen Guru gerät er heftig in Clinch. Dabei wackeln Bühne und Requisiten, zur Verstärkung trillern draußen die Vögel. Rebekka Herl als Objekt der Begierde muss da schon mal schnell auf einen Stuhl klettern und wie die Freiheitsstatue persönlich posieren, um der handgreiflichen Gemengelage der beiden zu entkommen.

Als die Uhr der unmittelbar benachbarten Friedenskirche zehnmal kräftig schlägt, liegen auf der Bühne drei blutbefleckte Leichen und Pulverdampf kitzelt die Nasen der Zuschauer. Dann ist Schluss mit lustig, dafür bringen die langsam Dahinscheidenden noch Goethes vermeintlich letzte Worte ("Mehr Licht!") und Schillers Maria Stuart zu Gehör: "Das Leben ist nur ein Moment, der Tod ist auch nur einer." Verdienter Applaus.

Fi Info: Weitere Termine, Spielorte und Karten gibt es im Internet unter www.wanderbuehne.com

 


2015 / "Der gute Mensch von Sezuan", B. Brecht / Theater Paderborn / Internetkritik Themen der Zeit, 19.01.15

"Der gute Mensch von Sezuan", Neue Westfälische, 19.01.2015

"Der gute Mensch von Sezuan", Westfälisches Volksblatt, 19.01.15


2014 / "Der Lebkuchenmann", ein musikalisches Weihnachtsmärchen / Theater Paderborn / Neue Westfälische

Kritik von Ann-Britta Dohle
Theater Paderborn - Rezension "Der Lebkuchenmann"

2014/"Rose Bernd" / Theater Paderborn / Internetkritik: Themen der Zeit , 17.09.2014

Quelle:

http://www.themen-der-zeit.de/content/Rose_Bernd_im_Paderborner_Theater.1871.0.html

 

Spielzeitbeginn am Theater Paderborn. Nach dem großartigen Theaterfest und der Premiere von "Tralala-Battle im Bürgerhaus" (witzig) nun Gerhart Hauptmanns "Rose Bernd" im großen Haus.
von Michael Mentzel

Die Thematik des Stückes, das Problem der so genannten Kuckuckskinder und der damit verwobenen Schicksale kann auch heute noch berühren. Gerhard Hauptmann schrieb sein Drama "Rose Bernd" unter dem Eindruck einer Gerichtsverhandlung, in der er Geschworener war und für einen Freispruch plädierte. Angeklagt war eine Kindsmörderin. Sie wurde freigesprochen. Das Stück spielt in einer Welt bigotter Bürgerlichkeit, in der sich die Herren nahmen, was sie wollten und die Knechte sich oft genug andere Wege suchen mussten, um ebenfalls an den - für sie häufig unerreichbaren Früchten naschen zu können. Die Frau als Sexualobjekt, Parallelen zur heutigen Zeit sind nicht zu übersehen, wenn sie auch nicht mehr mit der Verknüpfung damals gültiger Moralvorstellungen daherkommt. Eine Schwangerschaft aber kann in einer solchen Konstellation Schicksalsfäden knüpfen und zerreissen.

 

Intendantin Katharina Kreuzhage hat für dieses sozialkritische Drama, in dem es am Ende doch nur Verlierer gibt, eine schlichte Form gewählt. Zwei Bühnenbilder, gestaltet von Ariane Scherpf, wechseln sich ab, zum einen fast wie ein Paradiesgarten wirkendes Draußen und - etwas abstrakt - ein Innenraum, Amtsstube und Wohnzimmer des Gutsherrn Flamm, der auch noch der Standesbeamte des Dorfes ist. Christoph Flamm (Stephan Weigelin) lebt mehr oder weniger neben seiner behinderten Ehefrau (Kirsten Potthoff) her und vergnügt sich ungeniert mit der Magd Rose Bernd (Linda Meyer). Diese erwartet ein Kind von ihm, will die Affäre beenden und das Kind dem Buchbinder August Keil (Markus Schultz) unterschieben, den sie zwar nicht liebt, aber - nicht zuletzt auch auf Drängen ihres Vaters - zu heiraten beabsichtigt. Der Maschinist Arthur Streckmann (Davin Lukowczyk), ein Weiberheld und Macho, hatte Flamm und Rose bei ihrem tete á tete beobachtet und erpresst sie und fordert nun, was ihm nach seiner Meinung zusteht. Als Rose allerdings nicht bereit ist, mit Liebe zu bezahlen, vergewaltigt er sie. Aber obwohl er verspricht, fortan zu schweigen, eskaliert die Situation, als er vor dem Vater Bernd (Alexander Wilß) und dem Schwiegersohn in spe Andeutungen, mit seinem Wissen prahlt und damit August Keil so provoziert, dass der ihn angreift und dabei ein Auge verliert.

 

In des Vaters Moralvorstellung aber passen Vorwürfe gegen seine Tochter nicht, er ist von der Ehre seiner Tochter überzeugt, will die Beleidigung Roses durch Streckmann nicht hinnehmen und zeigt diesen ebenfalls an. Flamm versucht - aus Gründen - den Vater zu einer Rücknahme der Anzeige zu bewegen, was ihm aber nicht gelingt. Es kommt zur Gerichtsverhandlung. Frau Flamm erkennt die Situation von Rose, sie ahnt die Verstrickung ihres Mannes in die Geschichte. Flamm aber ist sich seiner selbst sehr sicher und lässt keinerlei Anstalten erkennen, an seinem Verhalten etwas zu ändern. Rose aber, am Ende doch verzweifelt, bekommt ihr Kind und tötet es.

 

Uraufgeführt wurde das Stück 1903 in der von Hauptmann angegebenen schlesischen Originalsprache, die heute fast als Kunstsprache und weniger als Dialekt daherkommt. Das Stück lebt von der Intensität und dem schauspielerischen Können der Darsteller, allen voran Linda Meyer als Rose Bernd. Markus Schultz, der junge "Neue" am Paderborner Theater wirkte in seiner Rolle als gottesfürchtiger Spießer hin und wieder - vielleicht eher unfreiwillig - etwas komisch. Insgesamt eine der Historizität angemessene stimmige Inszenierung mit großartigen Einzelleistungen des Ensembles von denen auch Anne Bontemps als Schwester Marthel, sowie Willi Hagemeier und Mathias Belgard (Gast) als die kommentierenden Arbeiter nicht unerwähnt bleiben sollten. Gleichwohl vermisste ich eine klarere und stimmigere Ausarbeitung der oben angesprochenen inneren Schicksalsverknüpfungen der Protagonisten, was möglicherweise durch die Kompliziertheit der schlesischen Sprache erschwert wurde. Die Lichtführung verstärkte - wie ich meine - diese dadurch entstehende Unschärfe noch etwas.

 

Hauptmann hat - im letzten Teil des neunzehnten und zu Beginn des 20. Jahrhunderts - mit seinen Stücken die sozialen Verhältnisse der damaligen Zeit, auf den Punkt gebracht. Und die Darstellung der inneren Nöte dieser jungen - durchaus selbstbewussten - Frau, ihre Zerissenheit und letztendlich doch die Ohnmacht, gegen eine dominierende Männerwelt anzukommen, hat mit Sicherheit auch heute noch seine Berechtigung. Verdienter Beifall des Publikums. Gleichwohl erlaube ich mir diesmal, mit des "Geheimrats" letzten Worten zu schließen: Mehr Licht!

 


2014/ "Rose Bernd" / Theater Paderborn / Neue Westfälische, 15.09.2014


2014/"Rose Bernd" / Theater Paderborn / Psychologische Treibjagd, Westfälisches Volksblatt, 15.09.2014


2014 / Ein Pfälzer in Westfalen - Westfälisches Volksblatt, 12.09.2014

Von Manfred S t i e n e c k e

 

P a d e r b o r n (WV)

Im vergangenen Jahr mussten sich die Paderborner Theaterfreunde zunächst an viele neue Gesichter gewöhnen. In dieser Spielzeit haben sie's leichter. Einziger Neuzugang ist Schauspieler Markus Schultz.

 

Der 29-jährige Pfälzer stellt sich heute erstmals dem Paderborner Publikum vor.

 

In der zweiten Saisonpremiere, Gerhart Hauptmanns »Rose Bernd«, übernimmt der junge Schauspieler die Rolle des Buchhalters August Keil, der die Magd Rose Bernd heiraten soll.

 

Schultz, der 2012 seine Schauspielausbildung an der Theaterakademie in Mannheim abgeschlossen hat, freut sich auf sein Paderborn-Debüt. »Die Stadt gefällt mir gut«, sagt er. »Sie ist nicht zu klein, aber auch nicht zu groß und überfordert mich nicht. Ich bin nämlich ein Landei.« Aufgewachsen ist er in einem Dorf in der Nähe von Speyer. »Zu Hause sprechen wir nur pfälzischen Dialekt«, verrät er. Seinem Hochdeutsch ist davon aber so gut wie nichts anzumerken. »Die Zimmersuche in Paderborn war für mich ein bisschen odysseemäßig«, schildert Schultz seine Umzugserfahrungen. Gelandet sei er zu den Vorproben im Juni zunächst in Schloß Neuhaus. Das tägliche, oft mehrmalige Pendeln zwischen Wohnung und Theater sei ihm auf Dauer zu umständlich gewesen. »Jetzt habe ich etwas in der Innenstadt gefunden – nur acht Minuten Fußweg vom Theater entfernt«, freut er sich. Nach dem Abitur begann der schlanke Brillenträger zunächst ein Studium der Illustration und Computergrafik in Bochum. »Gemalt und gezeichnet habe ich immer gern«, sagt er, und doch habe ihn das Studium nicht so recht zufrieden gestellt. »Mein Ding ist eher das aktive Darstellen. « Nach vier Semestern gab Schultz das Studium im Jahr 2008 auf und bewarb sich erfolgreich an der Mannheimer Theaterakademie.

 

Nach dem Schauspiel-Diplom blieb er zwei Jahre lang zunächst ohne festes Engagement. »Ich hatte aber das Glück, in dieser Zeit immer beschäftigt gewesen zu sein«, betont er. So gab es Stückverträge an verschiedenen Theatern zum Beispiel in Wiesbaden, Trier und Frankfurt. Zusammen mit einer türkischstämmigen Kollegin studierte Schultz ein deutsch-türkisches Theaterstück ein, mit dem man gemeinsam erfolgreichauf Tournee gegangen ist.

 

Jetzt aber ist der junge Schauspieler erstmals »sesshaft« geworden. Seine Verpflichtung an das Kammerspiele-Ensemble ist sein erstes festes Bühnen-Engagement. Die ersten beiden Einsätze kennt er schon. Nach »Rose Bernd« wird er auch im Kinderstück »Der Lebkuchenmann« zu sehen sein, das in der Adventszeit gespielt wird.

Obwohl er privat eher ein melancholischer Mensch sei, sehe er sich auf der Bühne gern in komischen Rollen. Dass er wohl häufiger im komödiantischen Fach eingesetzt werde, sei allein schon seiner Physiognomie zuzurechnen. Bei einer Körpergröße von gerade mal 1,63 Meter ist Schultz, wenn es um die Besetzung der Bühnenrollen geht, eher nicht der klassische Held und Liebhaber.

 

Zu seinen Hobbys zählt der überzeugte Nichtraucher neben dem Malen auch das Singen. Wenn es seine Zeit erlaubt, geht er gern ins Kino. Wenigstens einmal in der Woche versucht er, sich durch Joggen fit zu halten. »Als Schüler habe ich viele Jahre lang Judo gemacht. Das ist zeitlich jetzt nicht mehr drin.«

 

Beruflich möchte er irgendwann einmal an ein größeres Haus wechseln. Auch in die Filmbranche und ins Fernsehen hofft MarkusSchultz mal reinschnuppern zu können. Ein weiteres berufliches Standbein hat sich der Schauspieler bereits erfolgreich als Sprecher verschafft.

 

Premieren, Termine und Karten

 

Die nächsten Premieren am Theater Paderborn sind die Tragödie »Rose Bernd« von Gerhart Hauptmann (12. September),

»Poil de Carotte« von Jules Renard

(20. September),

»Kochen mit Elvis« von Lee Hall (31. Oktober),

die Gesellschaftskomödie »Der Vorname« von Patellière/Delaporte (8. November)

und das Kinderstück »Der Lebkuchenmann« von David Wood.

 

 

Karten gibt es an der Theaterkasse.

 

Sie ist dienstags bis samstags von 10 bis 13.30 Uhr sowie

 

dienstags bis freitags von 14.30 bis 18 Uhr geöffnet

 

(05251/2881-100).

 

 


2014/ Paderborn Theater beleuchtet aktuelle Themen 15 Premieren in der kommenden Spielzeit / Viele zeitgenössische Stücke, wenig Klassiker

von Holger Kosbab
Neue Westfälische, 04/2014 - zum Vergrößern, bitte aufs Bild klicken -

Theater Paderborn

Vollständiger Artikel von Holger Kosbab in der "Neuen Westfälischen" vom 18.04.14:

 

http://www.nw-news.de/owl/kreis_paderborn/paderborn/paderborn/10971037_Theater_beleuchtet_aktuelle_Themen.html

 

 

 


2014 / "Du und Ich biz Ben ve Sen" - Gastspiel Theater im Pfalzbau


2013/ "Ein Sommernachtstraum" (nach W. Shakespeare) im Unteren Luisenpark, Mannheim

Photo: Hannah Zels als Hermia und Markus Schultz als Lysander  - Bericht im © Mannheimer Morgen, Mittwoch, 21.08.2013 Mannheimer Morgen, Peter W. Ragge
Photo: Hannah Zels als Hermia und Markus Schultz als Lysander - Bericht im © Mannheimer Morgen, Mittwoch, 21.08.2013 Mannheimer Morgen, Peter W. Ragge

Kultur: TiG 7-Ensemble bietet im Unteren Luisenpark Shakespeare, Lesungen und Lieder / Nachbarschaftshilfe von Stadtrat Kirsch mit Strom

 

„Sommernachtstraum“ mitten im Grünen

 

Von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge

 

 

 

"Wunderbar, einfach wunderbar". Martin Kornmeier strahlt, dass die Idee, die er zusammen mit Julia Rützel hatte, "viel besser als erhofft funktioniert und ankommt", wie er sagt. Noch bis zum Wochenende spielen der Betriebswirtschafts-Professor an der Dualen Hochschule sowie einige weitere Ensemblemitglieder aus dem Theaterhaus im Quadrat G 7 (TiG 7) im Unteren Luisenpark auf einer Wiese beim Planetariumshügel in der Nähe Bassermannstraße/Schöpflinstraße Theater. Die Idee kam ihnen, weil in Camebridge in England im Sommer auch Shakespeare unter freiem Himmel gespielt wird, wo das Publikum dann beim Zuschauen Picknick macht.

"Ich wollte das schon länger auch mal in Mannheim, um den frei zugänglichen Unteren Luisenpark zu beleben und den Theaterfreunden auch im Sommer etwas anzubieten", so Kornmeier. "Immer wieder gab es Schwierigkeiten, jetzt hat es geklappt", freut er sich.

 

Mit Christina Dom und unterstützt von Yvonne Melchior sowie Julia Rützel inszenierte er für ein siebenköpfiges TiG 7-Ensemble sowie einige Jugendliche Shakespeares "Sommernachtstraum", wobei die Natur die einzige Kulisse darstellt. Die Zuschauer sitzen auf Bänken oder liegen auf Decken. Finanzielle Hilfe gab die MVV Energie AG aus Mitteln ihres Sponsoringfonds. Die Stadt habe die Idee "sehr gut unterstützt", so Kornmeier.

 

Ein Nachbar half, als es plötzlich keinen Strom gab. Weil die ursprünglich geplante Stelle doch nicht angezapft werden konnte, hatte sich Kornmeier an CDU-Stadtrat Dr. Jens J. Kirsch gewandt, der in der Nähe wohnt - und daraufhin durften die Theaterleute vom Garten seines Hauses aus eine Leitung in den Unteren Luisenpark legen. "Ich unterstütze gerne diese Idee der freien Szene", sagte Kirsch dazu.

 

Am heutigen Mittwoch, 21. August sowie am Donnerstag, 22. August läuft jeweils noch um 19.30 Uhr der "Sommernachtstraum". Am Freitag, 23. August um 20.30 Uhr gibt es eine Lesung "Heiße Texte in lauen Nächten" und zum Abschluss am Samstag, 24. August, 20 Uhr unter dem Motto "Berlin - Mannheim direkt" einen Liederabend mit Liedern aus den 20ern.

 

© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 21.08.2013


Rezension  Rheinpfalz (16.08.13)
Rezension Rheinpfalz (16.08.13)

Rezension Mannheimer Morgen
Rezension Mannheimer Morgen

2013 / Ein Ausflug in eine andere Sprache

Beim Schlussapplaus im Hoftheater-Tromm, v.l.n.r. Canan Kir, Markus Schultz, Martina Pracht
Beim Schlussapplaus im Hoftheater-Tromm, v.l.n.r. Canan Kir, Markus Schultz, Martina Pracht

Tromm. Da treffen sich ein türkisches Mädchen und ein deutscher Junge auf der Bühne. Das Mädchen spielt ein Instrument, und der Junge fragt: "Was machst Du?". So beginnt der beglückende Dialog in dem Stück "Du und Ich biz Ben ve Sen". Bei den Sprachspielen tauchen auch deutsche und türkische Märchenfiguren auf. Die Nonsenstexte sind nur anfangs unverständlich, denn allmählich beginnt auch das Publikum, zweisprachig zu denken. Und bald verstehen nicht nur die beiden jungen Schauspieler auf der Bühne die Sprache des anderen, sondern auch die Zuschauer im Hoftheater auf der Tromm werden in diese Faszination eingebunden, bei der man versteht, was in der anderen Sprache gesagt wird.

 

Klangschalen eingesetzt

Einen besonderen Reiz bekommt diese unbekümmerte fröhliche Unterhaltung der beiden durch die Begleitung mit Klangschalen. Das beflügelt die Fantasie bei diesem Ausflug in eine andere Sprache. Damit begleiten beide Sonne und Mond, blicken über das weite Meer, wissen Namen zu deuten und verstehen den Text von Kinderliedern. So bekommt das Stück "Du und ich biz Ben ve sen" plötzlich einen Sinn, denn die beiden Kinder verstehen, was in der anderen Sprache gesagt wird, beide sprechen schließlich türkisch und deutsch. Beide Sprachen leben von einem gegenseitigen Geben und Nehmen.

Die Darsteller Canan Kir und Markus Schultz haben dieses Stück geschrieben. Die Idee dazu kam ihnen bei einem forschenden Improvisationsvorgang. Dazu schufen Elena Schöck und Harry Hummel Kostüme und Bühnenbild.

Martina Pracht vertieft mit ihren Klangschalen die reizvolle Atmosphäre dieser deutsch-türkischen Begegnung.

Mit seiner Regie hat Jürgen Flügge das Publikum in die Handlung eingebunden. Die unbekümmerte, ja spielerische Begegnung der beiden Darsteller auf der Bühne überträgt sich ganz schnell auf die Zuschauer, die hierbei den Alltag zweisprachiger türkischer Kinder in Deutschland miterleben. Für deutsche Kinder wird es zum Erlebnis, die eigene Sprache in eine andere zu projizieren.

Die Förderung durch das Hessische Ministerium für Kunst und Wissenschaft sowie durch die Volksbank Überwald-Gorxheimertal unterstreicht den künstlerischen und pädagogischen Wert dieser Inszenierung. h.t.

Schulvorstellungen können beim Hoftheater-Tromm unter der Telefonnummer 06207/3323, E-Mail: hof-theater-tromm@gmx.de, gebucht werden.

Quelle: Weinheimer Nachrichten, Odenwälder Zeitung

Artikel vom: 27.03.2013


2012 / „Das Fest muss kommen“ variiert die unwürdige Greisin im Frankfurter Autoren Theater

Photo: Corinna Hackel
Photo: Corinna Hackel

Das Bühnenbild: ein Parcours der Haushaltsgegenstände. Die in klinischem Weiß aseptische Kulisse rückt dem Auditorium auf den kommutativen Leib. Der Abstand zwischen Requisiten und Stühlen nähert sich der magischen Null. Man sieht ein Spielfeld und hat Sportplatzassoziationen womöglich nur wegen aller möglichen Markierungen. Die Zeichen regeln den Verkehr und bestimmen die Laufrichtung einer Greisin in babylonischen Stimmungen. Hertha Georg ist sechsundachtzig, das Alter wirkt in Jakub Gawliks Farce „Das Fest muss kommen“ wie ein theatralischer Einfall. Im Stück heißt Hertha Georg Emma Wagner. Ihr zu spielen in der Regie des Autors und auf der Bühne des Frankfurter Autorentheaters in der Hausener Brotfabrik Judith Achner und Markus Schultz als Nora & A-Tomek. Aus der polnischen Wurzel seines Namens hat Tomek etwas amerikanisch Atomares gemacht. Drahtig füllt er eine Leerstelle in Emmas Leben. Noch einmal möchte sie Liebe erleben. Wieso denn nicht mit Tomek? Den Emma wegen eines Kartons konsultiert, damit der Karton in den Keller kommt. Auch Nora wird beansprucht, sie soll … und ist wie im Delirium dabei, Emmas Leben in eine Fassung für das Theater bringen: „Ich bin hier, weil ich ein geiles Stück machen will“. Sie sucht die hessische Version der Basement Tapes, Dylan könnte sie anno fünfundsiebzig bei Emma vergessen haben. Nora muss mitansehen, wie Tomek mit der Alten abgeht, in von Hölderlin beschrifteten Umzügen disparater Leidenschaften. Dies in der Makellosigkeit eines dreifach blendenden Chefarztaufzugs.

Hybris trifft närrische Gelassenheit. Tomek hat den Künstler in sich vor die Hunde gehen lassen und ist auf den Banker gekommen. Er „lebt am Selbstmord vorbei“, gleichsam mit hängenden Hosenträgern. Emma fällt er förmlich in die Hände. Sie animiert den Spund: „Ich nenne die Gegenwärtigkeit grandios … Das Fest wird kommen: unerbittlich und innig“.

Wie so oft auf dem Theater wird auch bei Gawlik lebhaft gewartet und spekuliert – und vermutlich gehofft, dass jetzt nicht wieder bloß Godot nicht kommt. Das Fest gelangt über seine Ankündigung nicht hinaus, die verlustreiche Vergangenheit gibt der aussichtslosen Zukunft keine Chance. Ja, man könnte sich ergeben, der abwegigen Liebe genauso wie der armen Vernunft.

Vielleicht ist es vernünftig, verrückt zu werden. Aus Wurst und Käse ergibt sich jedenfalls eine Herausforderung in der Einkaufstüte. So bringt sich – die im Zentrum der Ereignisse marginalisierte – Nora wieder ins Spiel, das Trio Infernal läuft heiß in der Matrix. Alles Schöne kann nur Simulation sein. Emma möchte Tomek zurückbauen, dass er als Künstler ihrer großen Liebe Mischa ähnlicher wird. Nora will nur „gegen das Stadtgrau anbrennen“. Tomek bringt sich um und ersteht wieder auf, man versteht nicht recht, warum Nora interessiert bleibt. Er könnte doch zum Teufel gehen oder bei Emma als Marionette ihrer Erinnerungen zappeln, so unergiebig wie er seine „Verwesung (ein Leben lang) aussitzt“.

 

Quelle: Jamal Tuschick (Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung, www.faust-kultur.de)


2012 / Mimen mit Strahlkraft – Die Abschlussklasse der Theaterakademie

Markus Schultz als Mollfels
Markus Schultz als Mollfels

Schauspiel: Abschlussklasse der Theaterakademie

 

 

Die Bretter, auf der die Welt in Glanz, Glorienschein und Niederungen immer wieder neu erschaffen und zu Fall gebracht wird – diese Vier haben sich aufgemacht, um auf ihnen zu bestehen: Canan Kir, Felix Berchtold, Benjamin Dami und Markus Schultz – die Abschlussklasse der Mannheimer Theaterakademie. Bei der ersten von zwei Werkschauen präsentieren die Schauspielschüler im Theater Felina Areal, was sie in sieben Semestern gelernt haben; Szenen, Gesangs-, Tanz- und Fecht-Vorführungen, die sie mit ihren Dozenten in Eigenregie erarbeitet haben. Unterstützt werden sie bei ihren (teils prüfungsrelevanten) Darbietungen auch von Akademie-Eleven aus jüngeren Jahrgängen. Es bedarf keines Welpenschutz-Filters, um der Klasse hohe Anerkennung für ihre Leistung zu zollen. Sei es, dass Benjamin Dami als dämonischer, Bulgakows Roman „Der Meister und Margarita“ entsprungener Conférencier mit bezwingendem Furor die Gier der Moskauer Elite in einer mephistophelischen Varieté-Show entlarvt (was beim Zuschauer unwillkürlich ein Gefühl von Schuld hervorruft). Sei es, dass Canan Kir bei Leibesübungen in der Rolle der Silvia in Marivaux’ „Das Spiel von Liebe und Zufall“ wunderbar ernüchternd-komisch über die Beschaffenheit zwischenmenschlicher Arrangements sinniert.

Ein Feld, in dem der hässliche Herr Mollfels (aus Grabbes „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“) kläglich scheitert – im Gegensatz zu Markus Schultz, der mit einer pointierten Mollfels-Darstellung glänzt. Und Felix Berchtold lotet mit fein austariertem Spiel souverän die zerklüfteten Seelengründe des Kostja in Tschechows „Die Möwe“ aus. Chapeau! Eine weitere Gelegenheit, das Quartett auf der Bühne zu erleben, bietet die Komödie „Der Hässliche“ (Regie: Sven Prietz), die wieder am 9., 10., 26. und 27. Mai (jeweils 20 Uhr) auf dem Theater Felina Areal aufgeführt wird.
mav

Quelle: Mannheimer Morgen
Photo: Wolfgang Detering


2012 / "Der Hässliche", Theater Felina-Areal Mannheim

Schauspiel: Schauspieler Sven Prietz inszeniert „Der Hässliche“ für die Absolventen der Mannheimer Theaterakademie

 

Schönheit ist nur eine abstrakte Größe

Er ist hässlich. Unfassbar hässlich. Eine Tatsache, Herrn Lette selbst bislang nicht bewusst, die sich nun zur unüberwindlichen Karrierebarriere auswächst - Handlanger Karlmann soll auf Geheiß des Chefs Lettes neuentwickelten "Starkstromstecker" an den Mann bringen. Dieser gilt zwar gemeinhin als inkompetent, sein Erscheinungsbild allerdings als ungleich weniger geschäftsschädigend. Zum Glück tut die moderne Medizin in Marius von Mayenburgs derber Komödie einen Lösungsweg auf: "Der Hässliche" wird zum unwiderstehlichen Glanzstück plastischer Chirurgie. Mittels mikrofonverstärkter OP-Orgie erfährt die Abschlussinszenierung der Theaterakademie Mannheim ihre folgenschwere Wendung, wachsen Lettes (Markus Schultz) berufliche und sexuelle Erfolge auf der reduzierten Felina-Areal-Bühne sprunghaft an, während Zuwendungen seiner Gattin (Canan Kir) in umgekehrt proportionalem Verhältnis schwinden.

Geschuldet ist das allein dem synthetischen, reproduzierbaren Antlitz. Es wird zum Verkaufsschlager seines Schöpfers (Benjamin Dami), und bald steht Lette einer sein Gesicht tragenden Phalanx gegenüber - der Mensch als entindividualisierte Ressource.
... Nationaltheater-Ensemblemitglied Sven Prietz versteht bei seinem Regiedebüt das maßvolle Haushalten mit dem schlüpfrigen Pointenreigen.
db
Quelle: Mannheimer Morgen, Montag, 02.04.2012
Photo: Simone Cihlar

 


2011/ "Eine heiße Geschichte, Frau Rötter", Theater Felina-Areal Mannheim

Markus Schultz als Tilly und Melina Schöfer als Paula
Markus Schultz als Tilly und Melina Schöfer als Paula
Schauspiel: Theaterakademie zeigt "Eine heiße Geschichte . . ."

Von unserem Mitarbeiter Dennis Baranski

Sie hat 96 Hausnummern und 49 Mülleimer, keinen einzigen Zebrastreifen aber vier Ampeln, sie verfügt über sechs Friseure und vier Apotheken und ist vor allem eines: Lebensmittelpunkt ihrer Bewohner. Bereits zum zweiten Mal weckt die Lange Rötterstraße den Spieltrieb der Theaterakademie Mannheim.

 

Ausgelassen planschen und toben sie, zaubern durch eine performative Freibad-Sequenz den Hochsommer auf die längs angeordnete Theater-Felina-Areal-Bühne - "Eine heiße Geschichte, Frau Rötter" wird heuer erzählt. Und der Sommer bleibt. Als die Badeanzüge Alltagsoutfits weichen und der Beckenrand zum Bordstein wird, tragen die Schülerinnen und Schüler ihre Frühlingsgefühle in die Stadt hinein. Nicht Alltägliches, sondern das Paarungsverhalten geschlechtsreifer Neckarstädter steht diesmal im Mittelpunkt.

 

Verträumt (Melina Schöfer und Markus Schultz), distanziert (Sebastian Borucki und Yaroslava Gorobey) und leidenschaftlich (Sabrina Czink und Roman Kimmich) leben die Paare ihre Gefühle in kurzen Episoden, argwöhnisch wird sich da beäugt (Svetlana Wall und Alex Wilkowski), schmerzhaft getrennt (Laura Schäfer und Bastian Steinmassl) und kurz darauf doch wieder ganz einander hingegeben (Laura Fetter und Lorenz Kandzior). Eines ist dabei allen gemein: die Intensität ihrer Empfindungen. Denn zusammen zeichnen sie die zahllosen Facetten einer aufkeimenden Liebe, jene zwischen dem Bankkaufmann aus der Hausnummer 49 und der Einzelhandelskauffrau aus dem Bio-Laden.

 

Stilecht lassen Silvana Kraka und Gabriel Marrer ihre Schützlinge in schrägen Musical-Gesang verfallen (Klavier: Matthias Eschli), fügen sich chorische Elemente und Mario Heinemann Jaillets Choreographien zu einem beinahe schmerzhaft kitschigen Stück heile Welt, das sich, nicht zuletzt dank des spielfreudigen Nachwuchs-Ensembles, als absurd-komischer Theaterabend erweist. Und das Wichtigste: Am Ende kriegen sie sich.

Quelle: Mannheimer Morgen
18. Juni 2011

2010 / "Birds", Theater Felina-Areal Mannheim